Erinnerungen an die Zukunft – Prospektives Gedächtnis und Kurzzeit.Coaching

Kurzzeit.Coaching ist nicht an der problematischen Vergangenheit der Kund:innen interessiert, sondern an ihrer erwünschten Zukunft. Also an der Veränderung, die die Kund:in mit dem Coaching verwirklichen will. Die Einstiegs-Frage in jedem Kurzzeit.Coaching lautete daher: „Was erhoffen Sie sich aus unserem Gespräch?“

Nachdem der Fokus für das Gespräch geklärt ist, also das, was die Kund:in in ihrer Zukunft erreichen möchte, geht es aber nicht zurück in die Gegenwart, um von dort aus einen Plan zu entwickeln, was sie alles und in welcher Reihenfolge dafür tun muss. Im Kurzzeit.Coaching bleiben wir mit unseren Kund:innen zunächst in der Zukunft und gehen sogar noch einen Schritt weiter – und zwar in die vollendete Zukunft.

„Mal angenommen, nur mal angenommen… ihre Hoffnungen hätten sich erfüllt… vielleicht schon morgen früh oder in den nächsten Tagen… woran werden sie das dann als Erstes bemerken? Und woran noch?

Diese Frage ist eine Einladung, sich Möglichkeiten und Lösungen in der erwünschten Zukunft vorzustellen. Das Magische ist, dass der Weg dorthin, was die Kund:in also dafür tun muss, eleganterweise einfach übersprungen wird. Die Kund:in muss sich keine Gedanken machen, wie sie dort hinkommt. Stattdessen kann sie frei denken, träumen, imaginieren, ohne gleichzeitig über Einschränkungen oder Hindernisse auf dem Weg dorthin nachdenken zu müssen.

Eine detaillierte Beschreibung der eigenen Handlungsmöglichkeiten in der Zukunft erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch umgesetzt werden
Es geht darum, die Kund:in einzuladen, sehr detailliert zu beschreiben, wie

ihr Leben sein wird, wenn sich das verwirklicht hat, was sie sich erhofft. Was genau sie dann denken, tun, fühlen oder mit anderen Menschen erleben wird, was sie vielleicht bisher nicht getan hat.

Je detaillierter diese Handlungsmöglichkeiten in der Zukunft beschrieben werden, je konkreter die bildliche Vorstellung dessen ist, was genau sie dann tun wird, desto wahrscheinlicher wird es sein, dass sie diese auch umsetzen wird. Oder anders ausgedrückt: Dass sie sich dann in der konkreten Situation in ihrer Zukunft auch daran erinnern wird.

Aber wie soll das denn gehen? Man kann sich doch nur an die Vergangenheit, aber nicht an die Zukunft erinnern.

Die Erklärung hierfür finden wir in den Neurowissenschaften, die dieses Phänomen als prospektives Gedächtnis bezeichen. Gemeint ist damit unsere Fähigkeit, uns Handlungen in der Zukunft vorstellen und diese genauso abzuspeichern, wie Erinnerungen aus der Vergangenheit. Nur dann als Erinnerungen aus unserer Zukunft.

Das prospektive Gedächtnis hilft uns dabei, etwas, was wir uns in der Zukunft vorgenommen haben, auch umzusetzen. Im Alltag nutzen wir es, wenn wir uns vornehmen, einen Anruf zu tätigen, eine Verabredung einzuhalten, ein Medikament zu nehmen, morgen auf dem Nachhauseweg noch Brot und Tomaten einzukaufen, etc. Und das funktionier bekanntlich mal mehr und mal weniger.

Je konkreter, desto besser
Es ist aber nicht der Teufel, sondern der Segen, der hier im Detail steckt. Es funktioniert umso besser, je konkreter und detaillierter wir uns vorstellen, was genau wir in unserer Zukunft tun werden. Und konkret und detailliert bedeute in diesem Zusammenhang ganz spezifisches und zeitlich und räumlich kontextualisiertes Verhalten.

Wenn die größten Hoffnungen einer Kund:in zum Beispiel sind, bei dem nächsten Meeting, Vorstellungsgespräch oder der nächsten Präsentation (oder welcher Kontext auch immer) selbstbewusst und selbstsicher zu sein, dann ist es sehr sinnvoll und hilfreich, sie dazu einzuladen, sich so genau wie möglich vorzustellen, wie es sein wird, wenn sie in der Situation selbstbewusst und selbstsicher ist. Woran wird sie das bemerken? Was werden andere an ihr bemerken? Manchmal hilft es, es sich wie einen Film vorzustellen.

Man weiß – wie so vieles in den Neurowissenschaften – noch nicht genau wie das mit dem prospektiven Gedächtnis funktioniert. Es wird vermutet, dass während des Schlafes der Hippocampus bestimmte Erinnerungen, also in diesem Fall imaginierte Handlungen in der Zukunft, ohne tatsächlich wiederholte Ausführung, in den Langzeitspeicher des Gehirns verschiebt, von wo aus diese Information dann abgerufen werden können.

Ist aber eigentlich auch egal, wie genau das theoretisch funktioniert. Praktisch funktioniert es ganz hervorragend. Verrückt, oder? Wir können uns an unsere Zukunft erinnern.

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